Was ist ein Bindungstrauma?

Eine so sensible und vielschichtige Frage, die ich hier nicht versuche in seiner Vollständigkeit zu beschreiben. Dieser Blogartikel soll in erster Linie einen Überblick über das Thema Bindungstrauma geben und Betroffenen sowie Interessierten grundlegende Informationen und Lösungsansätze bieten.

Wenn du dich in den beschriebenen Symptomen und Verhaltensmustern wiedererkennst, könnte es hilfreich sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um Wege zur Heilung und Verbesserung deiner Lebensqualität zu finden. Beratung und Coaching ersetzen keine Therapie, die bei begründeten Diagnosen in Anspruch genommen werden sollte.

Bindungstrauma: ein Zustand und emotionale Erfahrung

Ein Bindungstrauma ist ein emotionaler und psychischer Zustand, der durch gestörte oder fehlende Bindungen und Erfahrungen von Sicherheit in der Kindheit entsteht und sich im Erwachsenenalter in vielfältigen Symptomen und Verhaltensweisen zeigen kann. Unter anderem können sich Bindungstraumata auf deine heutige Beziehungsfähigkeit und dein Selbstgefühl auswirken, was unglaublich leidvoll sein kann.

Als Menschen kommen wir, angewiesen auf die Liebe, die Nähe und den Kontakt unserer Bezugspersonen bedürftig und physiologisch noch nicht vollständig entwickelt auf die Welt.

Wir sind bindungsorientierte Wesen, angewiesen auf die Sicherheit und Co-Regulation einer Bindungsperson, besonders in den ersten Lebensjahren. Aber auch als Erwachsene sind menschliche Kontakte nährend für uns, geben uns ein Gefühl von Zugehörigkeit, Kontakt und Zusammensein.

 

Bindungstrauma
Bindungstrauma

Als physiologische Frühgeburten, die wir nun mal, wenn wir nach zehn Monaten, bestens versorgt im Mutterleib, auf die Welt kommen angewiesen auf die Zuneigung, Wärme, Berührung, Liebe und das Kümmern unseres Umfeldes. Das autonome Nervensystem ist nur zum Teil ausgebildet und wird erst im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Das Lachen unserer Eltern, das Trösten bei Schmerz, das Streicheln und Kuscheln in den Schlaf sind überlebenswichtige Erfahrungen, die uns selbst als Erwachsene noch guttun. Wir können uns als Kinder einfach noch nicht selbst regulieren, sodass unser Überleben von anderen Menschen abhängt. Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: wir sind absolute Beziehungsmenschen und keine Eigenbrötler.

Was aber hat das mit unseren Beziehungen heute zu tun? Unsere frühen Erfahrungen prägen uns nachhaltig und sind maßgeblich für unser Beziehungserleben in Partnerschaft, Freundschaft, Elternschaft und vor allem in Beziehung zu uns selbst.

Bindungstrauma: Was ist entscheidend?

Frühe Bindungen und die Qualität dieser sind entscheidend und essentiell für unsere emotionale und soziale Entwicklung.

Wichtig dabei ist nicht nur, OB es Bindungen gibt, sondern auch, WIE sicher und geborgen diese sind.

Im besten Falle werden unsere Grundbedürfnisse so gut es geht gesehen und adäquat befriedigt, um den Boden für das Entwickeln von Urvertrauen und Sicherheit zu bereiten. Im schlimmsten Falle fehlt es uns an geborgenen Beziehungen, sodass unser Vertrauen in andere und das eigene Selbstwertgefühl stark beeinträchtigt wird und oft zu lang anhaltenden Schwierigkeiten, später auch in Beziehungen und im emotionalen Wohlbefinden führt. 

In diesem Spektrum an Erfahrungen kann es passieren, dass unser Selbst sich nicht entfalten kann und wir uns an diese Situation anpassen müssen. Diese Anpassungsleistung ist super intelligent und hat in der Kindheit absolute Berechtigung: wollen wir doch geliebt und nicht verlassen werden. Wir Menschen sind Überlebenskünstler mit dem höchsten Ziel, unsere Bindungen zu retten, geben uns und unsere Bedürfnisse eher auf als die Beziehung. Heute stehen uns diese Erfahrungen und Prägungen leider oftmals im Weg und verhindern echte Nähe und Kontakt.

Die Verlustangst von damals bestimmt unsere Beziehungsfähigkeit von heute.

Insbesondere lang anhaltendes Umweltversagen und chronisch fehlende Einstimmung erhöhen die Wahrscheinlichkeit der Ausbildung von traumatischen Erfahrungen in der Bindung. Ich möchte betonen, dass diese sich nicht zwangsläufig auf unsere Beziehungsfähigkeit auswirken. Es gibt weitere Faktoren, die eine Rolle spielen bei der Entfaltung unserer Lebendigkeit und unseres Potentials und inwieweit wir Erfahrungen als traumatisch erleben. Resilienz, Frustrationstoleranz oder auch Lebenshaltungen sind beispielsweise Qualitäten, die uns bestenfalls beschützt haben und wir weiterhin entwickeln können. Diese sind es auch im Kern, die in der Begleitung und Integration von Bindungstrauma eine Rolle spielen. 

Bindungstrauma und seine möglichen Ursachen

An dieser Stelle möchte ich einen Einblick über mögliche Auslöser geben, die aber die Bandbreite an Möglichkeiten nicht abdeckt. Ich meine hier offensichtliche Ursachen, die es genauso zu berücksichtigen gilt, wie unbewusste Beziehungsdynamiken in Familien und in der Umwelt eines Kindes, die die Bindung ebenso verletzen können.

  • Vernachlässigung durch primäre Bezugspersonen
  • Emotionale oder physische Misshandlung
  • Verlust eines Elternteils oder einer nahen Bezugsperson
  • Häufig wechselnde Pflegepersonen oder Heimaufenthalte
  • Mangel an emotionaler Unterstützung und Sicherheit
  • unverarbeitete transgenerationale Traumata durch Kriegserfahrungen bspw.
  • Überforderung der Bindungspersonen und Mangel an Einstimmung
  • rigide, narzisstische, manipulative Erziehungsstile, Überzeugungen, Verstrickungen
  • ambivalente oder desorganisierte Bindungen
  • Mangel an Sicherheit und Geborgenheit

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass die beschriebenen Gründe traumatische Bindungserfahrungen verursachen KÖNNEN, aber nicht müssen. Zusammengefasst brauchen wir einen Ort und noch besser mindestens eine Person, die uns Schutz und Sicherheit erfahren und ERLEBEN lässt. Neben Bindungstrauma können fehlender Schutz und traumatische frühkindliche Erfahrungen zu Entwicklungstrauma führen. Lies hierzu gerne meinen Artikel: Was ist ein Entwicklungstrauma?

ACHTUNG bei Bindungstrauma 

Trigger für Bindungstrauma im Erwachsenenalter können stressige Lebensereignisse, Trennungen oder Konflikte in Beziehungen sein, die alte Wunden wieder aufreißen. Aber auch psycho-spirituelle Praktiken oder trauma-un-informierte Begleitung bergen das Risiko einer Re-Traumatisierung. Herausfordernd ist, dass hinter vermeintlichen Symptomen immer noch Überlebensstrategien stecken können, die unsere Identität und emotionale Schutzmauern aufrechterhalten. Werden diese nicht behutsam gelöst kann ein Traumastrudel entstehen, der uns noch tiefer in die alten Ängste manövrieren kann. Daher ist es so wichtig und mir ein Anliegen, dass ihr euch für traumasensible und informierte Begleitung entscheidet, egal um welche Lebensthemen es geht.

Symptome von Bindungstrauma

Erfahrungen von Bindungstrauma können sich auf vielfältige Weise äußern, darunter:

  • Schwierigkeiten, enge und stabile Beziehungen aufzubauen
  • Angst vor Verlassenwerden oder ständige Furcht, dass Beziehungen scheitern
  • Geringes Selbstwertgefühl und ständige Selbstzweifel
  • Emotionale Instabilität und plötzliche Stimmungsschwankungen
  • Chronische Einsamkeit und das Gefühl, unverstanden zu sein
  • Schwierigkeiten mit Intimität und Vertrauen
  • Übermäßige Abhängigkeit oder extreme Unabhängigkeit von anderen
  • fehlende Lebendigkeit und Angst vorm Leben
  • rigide Verhaltensweisen und Überkompensationen
  • selbstschädigendes Verhalten und Spiralen der Selbstablehnung
  • Nähe/Distanz Dilemma in Beziehungen
  • Vermeidung von Beziehungen oder Überidealisierung/Verschmelzung in Beziehungen 
  • aufopferndes Verhalten und Retterdynamiken
  • Burn-Out oder Bored-Out Tendenzen
  • Hochsensibilität und Feinfühligkeit
  • Übererregung und gestörte Emotionsregulierung
  • Dissoziation und emotionale Unverfügbarkeit 
  • narzisstische Tendenzen u.a.

Auch hier erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Diese Symptome können, müssen aber auch nicht zwangsläufig aus Bindungstrauma entstehen. Wichtig ist hier  inwieweit dich Symptome wie diese belasten und du für dich eine Begleitung suchst, die zumindest das potentielle Risiko eines Traumahintergunds auf dem Schirm hat.

Bindungstrauma: Bin ich betroffen?

Wenn du wiederkehrende Schwierigkeiten in Beziehungen oder bereits schon in der Kennenlernphase (lies gerne hierzu meinen Artikel Bindungsangst #Kennenlernphase), tiefsitzende Ängste vor Verlassenwerden oder starke emotionale Reaktionen auf zwischenmenschliche Konflikte hast und dich in mehreren dieser Symptome wiederfindest, könnte dies Anzeichen von Bindungstraumata sein. Eine professionelle Begleitung kann hier Klarheit schaffen. Es geht letztendlich gar nicht darum, herauszufinden, ob ein Bindungstrauma zugrunde liegt, sondern wie seelische Verletzungen und Wunden, die hinter Symptomen stehen können, hier und jetzt versorgt werden. Dies erfordert eine traumasensible langfristige Begleitung und deine Zuwendung zu dir.

Bindungstrauma
Bindungstrauma

Hast du Probleme mit Vertrauen, Intimität und emotionaler Stabilität? Vermutest du, dass frühe Bindungserfahrungen damit zu tun haben könnten? Wünscht du dir eine nachhaltige Möglichkeit, deine Beziehungen und deine Gesundheit zu verändern? Eine traumasensible Begleitung und das Verstehen dieser Dynamiken können dabei helfen.

Heilung und Therapieansätze

Die Heilung von Bindungstrauma ist ein langer Prozess, der professionelle Unterstützung erfordert. Einige Ansätze umfassen:

  • Psychotherapie: Insbesondere Bindungs- und Traumatherapie, die darauf abzielt, vergangene Wunden zu heilen und neue, gesunde Bindungsmuster zu entwickeln.
  • Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Betroffenen kann unterstützend wirken und das Gefühl der Isolation mindern.
  • Achtsamkeit und Selbstfürsorge: Techniken wie Meditation und Yoga können helfen, die eigene emotionale Stabilität zu verbessern.
  • psychodynamische Therapie: Um Beziehungsdynamiken zu erkennen und zu verändern.
  • Psychoedukation: Wissen über Bindung und Trauma kann Betroffenen helfen, ihre eigenen Muster besser zu verstehen und zu bearbeiten.

Meine traumasensible Begleitung nach NARM

Oftmals sind wir uns gar nicht bewusst, dass Bindungstraumata unseren Symptomen zugrunde liegen. Daher ist es in jeglicher Hinsicht wichtig, auf traumasensible und traumainformierte Begleitung zu achten. 

Psychotraumatologie und psychodynamische Ansätze wissen heute mehr denn je, wie wichtig es ist, die Komplexität unserer Geschichten zu berücksichtigen. Das neuroaffektive Beziehungsmodell nach Lawrence Heller bietet hier einen der modernsten körper- und bindungsorientierten Ansätze, welcher weltweit die Traumatherapien beeinflusst. Auch ich arbeite mit diesem Ansatz aus Überzeugung.

Das, was ich als wichtig empfinde und mit dir gemeinsam entwickeln möchte ist, deine Kapazität zu erweitern, hin zu mehr Selbstwirksamkeit, gemeinsam unvollständig verarbeitete Emotionen zu vervollständigen und deine Strategien bewusst zu machen und aufzulösen. Wenn du spürst, dass du diese nicht mehr brauchst, kann sich endlich dein lebendiges Ich zeigen. Wichtig dafür ist eine tragfähige, als sicher empfundene Beziehung zwischen Klient und Therapeut/Begleiter/Coach. Daher ist es für mich unumgänglich, dass wir uns in einem kostenlosen Call kennenlernen. 

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, wie wichtig es ist, Themen und Anliegen sensibel und schrittweise zu begleiten, um einer Retraumatisierung vorzubeugen. Im Mittelpunkt stehen hier die Erfahrungen und auch Ausbildungen des Begleiters, die es ihm oder ihr ermöglichen, diese Verantwortung tragen zu können. Daher möchte ich dir empfehlen auf Traumasensibilität in den Angeboten zu achten.

Wenn du dir eine traumainformierte Begleitung wünscht lerne mich und meine Arbeit gerne in meinem unverbindlichen Call kennen.

Eure Lara



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